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Mentoring-Paare im Gespräch: Xenia Scheil-Adlung und Nora Brüning

Der VDBIO befragte ein erfolgreiches Mentoring-Paar aus der Runde 2022/23 zu seinen Erfahrungen als Mentorin und Mentee im Early and Mid-career Mentoring Programme (EMMP). Wie haben sie die Beziehung gestaltet, wie hat das Mentoring ihr Leben verändert und welchen Rat geben sie anderen Mentoring-Paaren?

Einander vertrauen!

 

 

Interview mit Xenia Scheil-Adlung, Vizepräsidentin des Health Law Institute und UN-Vertreterin der International Federation on Ageing, und Nora Brüning, OECD

Mentoring-Paar 2022/23, Xenia Scheil-Adlung und Nora Bruening

Dr. Xenia Scheil-Adlung, Mentorin, zu ihrer Person:

Ich bin derzeit als Vizepräsidentin des Health Law Instituts tätig und als UN-Repräsentantin der International Federation on Ageing in Genf. Sehr oft geht es dabei um Diskriminierung von Frauen im Gesundheitswesen und um Altersdiskriminierung. Dies beides betrifft sowohl junge Frauen, die beispielsweise als Krankenschwester als zu jung betrachtet werden, um Verantwortung zu übernehmen, als auch um Ältere, die z.B. als Patientin für bestimmte Behandlungen als zu alt empfunden werden.

Davor habe ich über 20 Jahre in der International Labour Organisation (ILO)  in Genf gearbeitet, vor allem zu globalen Fragen des Gesundheitsschutzes und in enger Zusammenarbeit mit der WHO, Weltbank und der OECD. Im Mittelpunkt standen hierbei die Bereiche Krankheit und Pflege sowie die Arbeitsbedingungen des Gesundheits- und Pflegepersonals. Der Mitarbeit in der ILO ging eine langjährige Tätigkeit als Referatsleiterin in verschiedenen Bundesministerien voran, mit besonderen Schwerpunkten der Renten-, Krankenversicherungs- und HIV/AIDS Politik.

Ich habe Politik- und Wirtschaftswissenschaften studiert und an der FU Berlin eine Promotion abgeschlossen. Seit vielen Jahren bin ich als Mentorin aktiv, unter anderem an der FU Berlin für Doktorandinnen und im VDBIO Mentoring-Programm. In meiner Freizeit interessiere ich mich besonders für Gegenwartskunst, Architektur, klassische Musik, Politik und Gartengestaltung.

 

Nora Brüning, Mentee, zu ihrer Person:

Ich arbeite als Policy Analyst in der Child Well-being Unit der OECD. Unsere Arbeit unterstützt die Politik darin, das Wohlergehen von Kindern sicherzustellen und zu fördern. Konkrete Projekte sind dabei thematisch sehr unterschiedlich und äußerst interdisziplinär, was die Arbeit für mich besonders spannend macht. Vorher war ich im OECD-Direktorat für Bildung tätig. Meine Themenfelder dort umfassten hauptsächlich die Digitalisierung von Bildung, Inklusion und Chancengerechtigkeit, und die Verbindung von Hochschulbildung und dem Arbeitsmarkt. Bei der OECD habe ich 2018 als Praktikantin angefangen, nach meinem Studium der Volkswirtschaftslehre an der University of Cambridge (Bachelor) und der École polytechnique/ENSAE (Master). 
Ich engagiere mich außerdem im Betriebsrat der OECD und außerhalb der Arbeit bin ich seit einigen Jahren Mentorin für Stipendiat/-innen der Stiftung der Deutschen Wirtschaft in Paris/Frankreich. Meine Freizeit verbringe ich gerne auf und neben dem Fußballplatz oder in einer der vielen Ausstellungen in Paris.

 

Warum habt ihr am Mentoring-Programm des VDBIO teilgenommen?

Xenia Scheil-Adlung: Ich habe sehr viel Erfahrung in internationalen und nationalen Organisationen im Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen/-innen, und viele positive, aber auch kritische Situationen wie Mobbing und Diskriminierung erlebt und beobachtet. Um solche Situationen richtig zu verstehen und dann zu reagieren, muss man die Hintergründe analysieren: War es ein strukturelles Problem, lag es an politischen Konstellationen, waren es konkurrierende Interessen anderer oder mein eigenes Verhalten? Die Antworten sind wichtig, um zu entlasten und Mut für das weitere Vorgehen zu fassen. Hierzu möchte ich meine Erfahrungen weitergeben und dabei helfen, beruflichen Erfolg und Zufriedenheit im Job zu unterstützen.

Nora Brüning: Nachdem ich mich nach den ersten Jahren im Arbeitsleben eingefunden hatte, fing bei mir eine neue Karrierephase an. Dabei schien mir das 1:1-Mentoring eine fantastische Ressource und Unterstützung, um neue Denkanstöße zu erhalten und gemeinsam Ideen durchzusprechen. Ich wollte sowohl mittelfristig planen als auch konkrete Schritte unternehmen, um mein Berufsleben längerfristig für mich erfüllend zu gestalten.

 

Was waren eure Erwartungen an das Programm? Haben sich eure Erwartungen erfüllt?

Xenia Scheil-Adlung: Ja, absolut! Nora hat sich großartig auf unsere Gespräche vorbereitet und auf ihr besonders wichtige Fragestellungen fokussiert. Ich habe den Eindruck, dass ich meine eigenen Erfahrungen einbringen und Nora unterstützen konnte, ihre aktuelle Situation richtig einzuordnen. Es war auch möglich, Noras Wünsche in einem selbst gestalteten «Karriere-Management» weitgehend umzusetzen. Das ist sehr befriedigend – auch für mich – und wird Nora hoffentlich auch langfristig helfen.

Nora Brüning: Ich sah das Programm vor allem als Chance, von den Erfahrungen und dem Wissen meiner Mentorin zu profitieren. Dadurch, dass wir nicht zusammen arbeiten und auch sonst kein Abhängigkeitsverhältnis besteht, bot sich für mich eine einmalige Gelegenheit, bei einer erfahrenen Person aus meinem Berufsfeld unbefangen nach Rat zu suchen. Ich erhoffte mir Einblicke in neue Arbeitsfelder und Impulse für den Berufsalltag sowie für Karriereentscheidungen. Meine Erwartungen wurden dabei weit übertroffen, da ich ein so individuelles Mentoring nicht erwartet hatte. Xenia hat nicht nur ihre eigenen Erfahrungen mit mir geteilt, sondern mich ganz gezielt beraten und unterstützt. So konnten wir die Themen und Zeiträume unserer Gespräche ganz flexibel an meine jeweiligen Bedürfnisse anpassen und haben viel mehr Themen (z.B. auch ganz konkrete Alltagssituationen) besprochen, als ich erhofft hatte.

 

Wie oft habt ihr euch getroffen und wie lange dauerten die Treffen?
Xenia Scheil-Adlung: Wir haben ein- bis zweimal pro Monat, je nach Gesprächsbedarf, ein Zoom-Meeting von ca. 60 Minuten gehabt. Dabei ging es nicht darum, allgemeinen Informationsbedarf abzudecken, sondern konkrete Fragestellungen, wenn sie auftauchen, zu diskutieren.

 

Welche Themen wurden angesprochen?

Nora Brüning: Die Themen durfte ich bestimmen. Ich habe mir vor jedem Treffen Gedanken gemacht, worüber ich sprechen wollte, habe Xenia vorab aber keine Themen geschickt. Das war für mich äußerst praktisch, da ich mich so sehr flexibel organisieren konnte. Es ging dann z.B. um Karriereplanung, Bewerbungsprozesse, Work-Life Balance und Verwirklichung im Job, Mitarbeiterführung, konkrete Arbeitssituationen und -weisen.

 

Was hat sich schon jetzt durch das Mentoring verändert? Gab es auch einen positiven Effekt für die Mentorin?

Nora Brüning: Der Austausch und die Reflexion mit Xenia haben mir ganz konkret bei einem Jobwechsel innerhalb der OECD und vielen anderen, kleineren Entscheidungen geholfen. Darüber hinaus fühle ich mich insgesamt gestärkt, was meine eigenen Prioritäten und Pläne für die Zukunft angeht.

Xenia Scheil-Adlung: Während des Mentorings habe ich beobachtet, wie Nora ihr eigenes Potenzial durch kritisches Hinterfragen entwickelt hat und Lösungen energisch und zielorientiert umsetzte. Davon kann ich natürlich auch lernen. Als Mentorin hat sie mich darin bestätigt, dass mein Feedback aus externer Sicht im Berufsalltag hilfreich sein kann und zu Verbesserungen im Job führen kann. Das ist auch sehr schön.

 

Welchen Rat gebt ihr anderen Mentoring-Paaren, um eine erfolgreiche Mentoring-Beziehung aufzubauen?
Xenia Scheil-Adlung: Besonders wichtig scheint mir, eine professionelle Partnerschaft auf der Basis einer vertrauensvollen Beziehung zu entwickeln, in der auch sehr persönliche Fragen und Themen diskutiert werden können. Gegenseitiger Respekt und Anerkennung sind dabei auch wichtig; weniger wichtig scheinen mir quantitative Aspekte, wie die Anzahl der Treffen oder ein technisches Vorgehen nach Checklisten oder Verträgen.
Nora Brüning: Für mich war das gegenseitige Vertrauen ganz grundlegend für die gemeinsamen Gespräche. Das hat es erlaubt, auch sensiblere Themen offen anzusprechen und ehrlich mit sich selbst und dem Gegenüber zu sein, wodurch das Feedback dann auch noch konkreter und somit wertvoller werden konnte.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

veröffentlicht im September 2023

 

Interview: Franziska Krueger

VDBIO-Mitglied AK Berlin und Mitglied Mentoring-Team

 

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